Der beste Platz für die Retter
Neue BRK-Rettungswache am Silberberg eingeweiht – Kreisverband investierte rund 1,8 Mio. Euro

Bodenmais. „Was lange währt, wird endlich gut“ – dieses Sprichwort trifft auf die neue Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Bodenmais zu. Dass sich die kirchliche Einweihung des Gebäudes am Silberberg verzögerte und das Haus ein Herzensanliegen des verstorbenen BRK-Kreisgeschäftsführers Günther Aulinger war, sagte BRK-Kreisvorsitzende und Landrätin Rita Röhrl beim Festakt am Freitagnachmittag, der eingeladene Vertreter von Kirche, Politik, des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, des Kreisfeuerwehrverbandes, des Bayerischen Roten Kreuzes, Feuerwehren, Helfer vor Ort, Berg- und Wasserwachten zusammenführte.
„Das neue Haus ist ein Symbol für den Stellenwert, den der Rettungsdienst beim BRK im Landkreis Regen genießt“, stellte der jetzige BRK-Kreisgeschäftsführer Franz Lobmeier fest und appellierte an die Politik, Kostenträger und den Rettungszweckverband, den Rettungsdienst mit finanziellen Mitteln auszustatten. „Der Rettungsdienst gehört in die öffentliche Hand und darf nicht dem freien Wettbewerb unterworfen werden“, machte Franz Lobmeier deutlich.
Der Name Günther Aulinger fiel bei diesem Anlass mehrmals, denn er galt als ein Initiator des Projekts. „Man wollte aus den begrenzten Verhältnissen heraus“, wusste Landrätin Rita Röhrl. Näher auf die Historie der Rettungswache in Bodenmais ging Christian Aulinger ein, stellvertretender BRK-Kreisgeschäftsführer und Sohn von Günther Aulinger, ein. Wie Bürgermeister Joachim Haller erwähnte auch die Landrätin, dass einige bürokratische Hürden genommen werden mussten und viele Verhandlungen erforderlich waren, bis die neue Rettungswache am Silberberg, die auch die Helfer vor Ort (HvO) beherbergt, gebaut werden konnte. Pfarrer Alexander Kohl spendete den kirchlichen Segen. Für die Gäste bestand die Gelegenheit, das Haus zu besichtigen. Nach den Grußworten sorgte das Team des BRK-Seniorenzentrums Zellertal um Alexandra Geiger für das leibliche Wohl. Für die Bewirtung war die BRK-Bereitschaft Bodenmais mit ihren Leitern Andre Sobozenski und Stefan Pledl verantwortlich.
„Die Optik und die Ausstattung dieser Rettungswache, dieses Stellplatzes, wie es offiziell heißt, trägt zu hundert Prozent die Handschrift meines Vorgängers Günther Aulinger“, erklärte Franz Lobmeier. Ihm war es ein Herzensanliegen diesen Standort, der seit zehn Jahren besteht, mit dieser Immobilie entsprechend aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen für das Personal wesentlich zu verbessern.
„Überall in Bayern wird momentan über die Auswirkungen des bayerischen Rettungsdienstgesetzes lamentiert, welches uns ab 1. Januar 2024 unter anderem ja den Einsatz von Notfallsanitätern als Verantwortliche auf den Rettungswagen (RTWs) vorschreibt“, schilderte der BRK-Kreisgeschäftsführer und fügte an: „Natürlich befürworten wir die damit verbundene hochqualifizierte Ausbildung unserer Fachkräfte, der Beruf erlangt dadurch eine weitere Professionalisierung und Aufwertung.“ Die Kehrseite der Medaille sei jedoch, dies treffe den ländlichen Raum im negativen Sinne, gerade bei der Besetzung von zusätzlichen Rettungsmitteln, wenn dann kein Notfallsanitäter zur Verfügung steht. Im BRK-Kreisverband Regen wurde bereits ab dem Jahr 2016 ein Großteil der Mannschaft zu Notfallsanitätern ausgebildet. Und so hat der BRK-Kreisverband Regen zum 1. April 2024 eine Fachkraftquote von deutlich über 70 Prozent. Exakt 14739 Einsätze wurden im Jahr 2022 im Landkreis Regen von den BRK-Fahrzeugen abgewickelt, das sind pro Tag rund 40 Einsätze. Dieses immense Aufkommen wäre ohne ehrenamtliche Unterstützung nicht abzuarbeiten. 51 hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen, drei Bundesfreiwilligendienstleistende und zwei Auszubildende werden beim BRK-Kreisverband im Rettungsdienst aktuell hauptamtlich beschäftigt
Einen wesentlichen Beitrag zur Abarbeitung aller Notfälle im Landkreis Regen leisten die „Unterstützungsgruppen Rettungsdienst“. Zu 441 Einsätzen wurden sie 2022 von der Integrierten Leitstelle in Straubing gerufen – Einsätze, die von der öffentlich-rechtlichen Vorhaltung nicht zu bewältigen gewesen wären. Zusätzlich zur öffentlich-rechtlichen Vorhaltung hat das BRK eigene, hochmodernde RTWs stationiert
„Mehr als 13000 Stunden haben unsere ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen auf diesen Fahrzeugen verbracht – dies entspricht nahezu acht Vollzeitstellen“, verdeutlichte Lobmeier.
Außerdem wird der Rettungsdienst durch die Helfer vor Ort ergänzt. Ganz aktuell mit einem neuen Standort in Kirchberg, der von Christian Aulinger mit seiner Bereitschaft Raindorf initiiert wird.
Stellvertretender BRK-Kreisgeschäftsführer Christian Aulinger informierte über die Geschichte des Standortes Bodenmais. Im Bereich Zellertal und Bodenmais war schon seit vielen Jahren ein stetig steigender Bedarf an einem Rettungswagen vorhanden. Nach einigen „vergaberechtlichen Verzögerungen“ erhielt der BRK-Kreisverband Regen 2013 den Zuschlag für die Errichtung und den Betrieb des Standortes.
Im Vorfeld waren Günther und Alfred Aulinger, der Leiter des Rettungsdienstes, bereits intensiv auf der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück beziehungsweise eines geeigneten Mietobjekts. Nach wochenlanger Suche und einer Vielzahl an Absagen und ungeeigneten Objekten konnte die Wache letzten Endes im ehemaligen Betriebsgebäude der Firma Weikl einen geeigneten Standort finden. „Obwohl man in den Räumlichkeiten der Firma Weikl, die Kollegen geben mir Recht, eine durchaus gemütliche Atmosphäre geschaffen hatte, war das Gebäude auf lange Sicht einfach ungeeignet für eine Rettungswache“, so Christian Aulinger. So lief die Suche nach einem geeigneten Grundstück im Hintergrund stets weiter. „Die Bomoisser gem nix her und wenn dann saudeier“, meinte Christian Aulinger schmunzelnd.
2017 fanden Günther und Alfred Aulinger mit dem Grundstück an der Staatsstraße am Silberberg endlich ein geeignetes Grundstück, der Kreisverband Regen konnte nach einem positiven Vorstandsbeschluss und der Genehmigung des Zweckverbandes für Rettungsdienst (ZRF) Straubing mit der Planungs- und Bauphase einer neuen Rettungswache starten. Nach vielen Schwierigkeiten bei der Erschließung des Grundstücks wie zum Beispiel die Einfahrt auf die Staatsstraße oder Altlasten vom Bergbau konnte Mitte 2019 mit dem Bau der Rettungswache begonnen werden. Zum 1. Oktober 2020 konnte sie in Betrieb gehen. Der BRK-Kreisverband investierte knapp 1,8 Millionen Euro in den Standort Bodenmais und hat neben der Rettungswache ein neues Zuhause für die Bereitschaft und die Helfer vor Ort geschaffen.
„Es war kein leichter Kampf, um Baurecht zu erreichen“, blickte Bürgermeister Joachim Haller zurück. Er überreichte ein Glaskreuz als Zeichen der Verbundenheit, das Pfarrer Kohl ebenso segnete, zum Wohle aller die hier arbeiten und für die Bevölkerung. „Dieser Standort ist der Beste“, befand der Bürgermeister resümierend.