Gemälde von besonderen Menschen
Kreativgruppe betätigt sich künstlerisch: Vernissage im BRK-Seniorenzentrum mit vielen Ehrengästen
Viechtach. Sie nennen sich „Kreativgruppe“, die 13 Frauen und zwei Männer vom BRK-Seniorenzentrum Viechtach. Und was sie Kreatives geschaffen haben, kann sich durchaus sehen lassen. Vor gut einem Jahr wurde die Gruppe mit Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern von Brigitte Ziselsberger, der Leiterin des BRK-Betreuungsteams, gegründet. War der Anfang noch zögerlich, so sind die Senioren nun mit voller Begeisterung dabei, wenn sie jeweils am Dienstagnachmittag ihre Malkunst unter Beweis stellen. Zahlreiche Bilder mit unterschiedlichen Motiven sind dabei entstanden.
Neuer Lebensabschnittmit neuen Aufgaben
Dies nahmen Ziselsberger und ihr Team zum Anlass, eine eigene Ausstellung für die Kunstwerke der Kreativgruppe zu organisieren. Die Vernissage dazu fand am Samstagnachmittag im Unterrichtsraum des BRK-Zentrums in der Karl-Gareis-Straße statt. Zahlreiche Ehrengäste waren anwesend, unter ihnen Landrat Ronny Raith sowie die Bürgermeister oder deren Stellvertreter aus den Heimatgemeinden der Bewohner: Hans Greil (Viechtach), Andreas Kroner (Regen), Johann Miethaner (Prackenbach), Alexandra Fischl (Kollnburg) und Angelika Leitermann (Arnbruck). Zudem die Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Regen, Rita Röhrl, BRK-Kreisgeschäftsführer Franz Lobmeier und die Seniorenbeauftrage der Stadt Viechtach, Annemarie Schwürzinger. Der Heimbeirat war vertreten mit Isolde Pollwein, Robert Pledl, Klaus Schober und Ingeborg Mayer. Musikalisch wurde die Feierstunde von der Wiesinger Stubenmusi umrahmt.
Einrichtungsleiter Rudolf Klingl oblag es, die Gäste willkommen zu heißen. Besonders hob er die Senioren von der „Kreativgruppe“ sowie deren Anleiterinnen Brigitte Ziselsberger, Nicole Gschwendtner, Hilde Greil, Janette Hönicke und Elfriede Pöhn hervor und dankte ihnen für ihr Engagement und ihre Ausdauer. Mit der Feststellung, dass der Weg ins Pflegeheim nicht der letzte Weg im Leben sein müsse, sondern ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Aufgaben und Herausforderungen sein kann, beendete Rudi Klingl seine Ausführungen.Brigitte Ziselsberger berichtete anschließend, wie die Idee zur Gründung einer Kreativgruppe entstanden ist. Sie war zusammen mit Kolleginnen auf einer Fortbildung zum Thema „Malen mit besonderen Menschen“. Dort wurde sie derart inspiriert, dass sie diese Art der Beschäftigung auch in ihrer Einrichtung umsetzen wollte. Am Anfang habe es ziemlich viel Widerstand gegeben, erzählte die erfahrene Betreuungskraft. Aber als die Heimbewohner gesehen hätten, wozu sie noch imstande sind, hat sich die anfängliche Skepsis gelegt und die Bewohner können oft gar nicht genug bekommen, wenn sie wieder neue Bilder schaffen. „Wenn man die Menschen hinter den Bildern sieht, dann sind diese Werke allesamt wahre Meisterstücke“, sagte Ziselsberger abschließend.
Den Reigen der Grußwortredner eröffnete BRK-Kreisgeschäftsführer Franz Lobmeier, der die Vernissage als eine ganz besondere Veranstaltung bezeichnete, weil hierbei der ganz normale Alltag im BRK-Seniorenheim präsentiert wird. Lobmeier betonte, dass die Künstlerinnen und Künstler sich wegen ihrer Handicaps in bester Gesellschaft befänden. Als Beispiele nannte er den berühmten Maler Vincent von Gogh, der unter schweren Krampfanfällen und Depressionen litt, oder Michelangelo, den bedeutendsten Bildhauer Italiens, der bereits in jungen Jahren mit schwerster Arthrose geplagt war. Der Kreisgeschäftsführer vermutete, dass keiner der 15 „Künstler“ noch vor einigen Wochen daran gedacht hätte, einmal Hauptperson einer Kunstaustellung zu sein, und stellte die rhetorische Frage, wie denn der Alltag der auf Pflege angewiesenen Menschen zuhause aussehen würde. Hätten die Senioren zuhause auch solche Kunstwerke geschaffen, fragte Lobmeier in die Runde. Beispielhaft nannte der BRK-Chef noch weitere Beschäftigungsangebote wie die Beteiligung bei der Musik- und Singgruppe, der Kochgruppe oder Aktionen wie Erntedank, Motto-Woche und ganz außergewöhnlich, wenn „Herzenswünsche“ der Bewohner erfüllt werden. Mit einem Essensgutschein bedankte sich Lobmeier beim Betreuungsteam für ihr Engagement und überreichte einen weiteren Gutschein für einen Restaurantbesuch für die gesamte Senioren-Kreativgruppe stellvertretend an Rudolf Wühr.
Ein weiteres Grußwort sprach Landrat Ronny Raith, der gleichzeitig auch stellvertretender Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Regen ist. Zunächst dankte Raith dem Betreuungsteam für die Förderung der Kreativität der ihnen anvertrauten Senioren und schließlich beglückwünschte er die Mitglieder der „Kreativgruppe“ zu deren Leistung, die sich sehen lassen könne.
Ähnlich äußerte sich auch die Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes, Rita Röhrl, die davon sprach, dass das, was hier geschaffen wurde, sehr bemerkenswert wäre. Die ältere Generation habe in den Nachkriegsjahren sicherlich nicht oft einen Pinsel in der Hand gehabt, höchstens zum Wand weißeln, sagte Röhrl. Abschließend stellte die BRK-Vorsitzende die Frage, ob das Malen hier wichtig sei. Die Antwort gab sie sich schließlich selbst: „Ja, weil es schön ist“.
Vernissage wird nicht die letzte gewesen sein
Davon konnten sich die Vernissage-Gäste im Anschluss beim Betrachten der Bilder überzeugen, deren inspirierende Grundlage unter anderen der Pfau, die Sonnenblume, die Herbstnacht, der Blumengarten oder Impressionen vom Herbst waren.
Mit einem Umtrunk sowie einer von Alexandra Geiger vom Pflegezentrum Zellertal vorbereiteten Snackbar endete die erste Vernissage mit ausgestellten Bildern der „Kreativgruppe“, die nach Voraussage von Brigitte Ziselsberger nicht die letzte gewesen sein wird.
Die Bilder können im Eingangsbereich des BRK-Zentrums zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.