Mehr Sicherheit und Geborgenheit für Sterbende in Heimen
Modellprojekt für Palliativversorgung in Seniorenheimen zu Ende – Alle Beteiligten für Weiterführung Eine bessere palliative Versorgung in Seniorenheimen ist das Ziel des Projekts „Zeitintensive Betreuung“, kurz ZiB, das in den letzten 14 Monaten umgesetzt wurde.

62 Menschen aus dem Landkreis konnte damit kurz vor ihrem Tod eine besonders intensive Betreuung ermöglicht werden. Zusammengearbeitet haben dafür der Hospizverein Arberland und die Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung.
Das Ziel des Projekts war es, sich um Heimbewohner in ihrer letzten Lebensphase besser kümmern zu können. Denn gerade zum Ende hin fordern alltägliche Pflegeaufgaben wie die Nahrungsaufnahme oder das Führen von Gesprächen mehr Zeit. Zeit, die im normalen Pflegealltag nicht vorhanden ist.
Letzter Wunsch: Ein Eis
Dafür wurden je zwei bereits in Heimen tätige Mitarbeiterinnen zusätzlich auf geringfügiger Basis angestellt. Das jeweilige Pflegeheim stellte sie zudem für zehn Stunden frei. So konnten sich die ZiB-Kräfte monatlich 50 Stunden zu den Sterbenden setzen, ihnen zuhören oder letzte kleine Bitten erfüllen: „Die haben keine großen Wünsche, sondern wollen die einfachsten Sachen, wie etwa ein Eis“, berichtet eine ZiB-Pflegerin in der Gesprächsrunde am Donnerstagnachmittag.
Zusammen mit der Koordinatorin des Hospizvereins Maria Nothaft und der Geschäftsführerin der Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung Anne Rademacher wurde das Projekt nachbesprochen. Seit 2006 setzt sich die Münchner Stiftung für eine bessere Versorgung von Palliativpatienten ein. 2018/19 brachte das Pilotprojekt mit fünf Hospizvereinen und 15 Seniorenheimen „tollen Zuspruch von Betreuten, Angehörigen und Pflegekräften“ ein, erklärte Anne Rademacher. Daher wurde von 1. November 2021 bis zunächst 31. Oktober 2022 ein weiteres Modellprojekt ins Leben gerufen. Bayernweit acht Hospizvereine koordinierten dabei 23 Pflegeheime und 50 Pflegefachkräfte.
Stressfreiere Arbeit für Pflegekräfte
Das Projekt wurde von einer Studie begleitet, die zeigen soll, dass die zeitintensive Betreuung wirksam ist. Doch nicht die pflegerischen Tätigkeiten seien die wichtigsten, berichtete Pflegerin Margit Felgentreu vom BRK-Seniorenzentrum Zellertal in Drachselsried, sondern die Gespräche. Man könne den alten Menschen ein besseres Gefühl geben, einigen die Angst vor dem Sterben nehmen. Viele möchten vor ihrem Tod noch alles regeln, wozu die regulären Pflegekräfte eigentlich keine Zeit hätten. ZiB-Kräfte hätten diese Zeit und könnten sich ausführlich mit allen Fragen beschäftigen, sagte die Pflegerin. Auch sei die Arbeit für die Kollegen entspannter, wenn diese die Palliativpatienten gut versorgt wissen.
Alle Beteiligten waren sehr zufrieden
Oft hätten die Senioren sogar wieder gegessen und getrunken, obwohl sie es vorher verweigert hatten, berichtete Maria Nothaft. Auch an einem sozialen Miteinander waren einige wieder interessiert.
Maria Nothaft war als Koordinatorin für die ZiB-Kräfte des BRK Seniorenwohn- und Pflegezentrums in Viechtach, des BRK Seniorenzentrums Zellertal in Drachselsried sowie der Alten- und Pflegeheime St. Laurentius in Ruhmannsfelden und St. Margareta in Teisnach zuständig. Sie dankte bei der Gesprächsrunde allen Beteiligten, vor allem den ZiB-Kräften und Einrichtungsleitern. Besonders das Dokumentieren für die Studie sei anstrengend gewesen, aber auch grundsätzlich die Arbeit während Corona.
Weiterführung im Seniorenzentrum Zellertal
Das Modellprojekt finanzierten bisher die Stiftung, das Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium und im Landkreis Regen der Arberland-Hospizverein – eine Regelfinanzierung der zeitintensiven Betreuung wäre aber der mittelfristige Wunsch, wenn es nach Anne Rademacher geht. Denn einen Teil der Kosten für die zusätzlichen Kräfte könnte man anderswo sparen. So könne etwa die Zahl der Notarzteinsätze sinken, wenn mit Bewohnern über Patientenverfügungen und ein selbstbestimmtes Sterben gesprochen würde, erklärt Rademacher. Der Heimleiter des Seniorenzentrums Zellertal Franz Lobmeier möchte das Projekt im nächsten Jahr „unbedingt weiterführen“, obwohl die Förderung zu Ende ist – für die Senioren, ihre Angehörigen und seine Pflegekräfte.