Ein halbes Jahrhundert die helfende Hand: BRK-Kreisverband feiert 50-Jähriges
Die zwei Rot-Kreuz-Einsatzfahrzeuge, die am Samstagnachmittag am Vorplatz der Stadthalle Viechtach positioniert waren, standen sinnbildlich für eine Epoche von über 50 Jahren. Neben einem mit hochmodernen medizinischen Geräten ausgerüsteten Rettungswagen wurde ein VW-Bus-Sanka aus den siebziger Jahren platziert.
Um den vor fünf Jahrzehnten stattgefundenen Zusammenschluss der beiden BRK-Kreisverbände Regen und Viechtach gebührend zu würdigen, luden die Verantwortlichen des Roten Kreuzes zu einer Feier ein, bei der die rasante Entwicklung ab der Verschmelzung der Rot-Kreuz-Geschäftsstellen bis in die Neuzeit nachgezeichnet wurde.
Musikalische Untermalung durch Spielmannszug Zwiesel
Neben einer großen Anzahl von Führungskräften der verschiedenen BRK-Gliederungen, des Kreis-Feuerwehrverbandes, der Polizei, sowie einiger Zeitzeugen aus der Gründungszeit des BRK-Kreisverbandes, war auch die örtliche und überörtliche Politprominenz gut vertreten. Das milde Herbstwetter erlaubte es, dass der Sektempfang für die Gäste am extra für diese Zeit gesperrten Straßenstück vor der Stadthalle stattfinden konnte. Musikalisch wurden die Feiernden vom BRK-Spielmannszug Zwiesel unter Leitung von Tamara Resch willkommen geheißen.
Dass das Rote Kreuz nicht irgendein Verband, sondern eine wichtige und große soziale Einrichtung im Landkreis Regen ist, stellte Noch-Landrätin und Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes bei der Eröffnung der Jubiläumsfeier fest. Die namentliche Begrüßung beschränkte sich dabei auf den Bundestagsabgeordneten Alois Rainer, den frischgebackenen Landtagsabgeordneten Stefan Ebner, BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler und als Vertreter der Bürgermeister den Kreisvorsitzenden des Gemeindetages Joli Haller.
Bilder wecken Erinnerungen
Die weiteren Namensnennungen wurden im Laufe des Abends jeweils in die dazu passenden Rückblicke eingebaut, die abwechselnd vom BRK-Kreisgeschäftsführer Franz Lobmeier und seinem Stellvertreter Christian Aulinger in launiger und kurzweiliger Form zwischen den einzelnen Speisegängen vorgetragen wurden. Dazu präsentierten sie jeweils zahlreiche Bilder, die bei den Betrachtern viele Erinnerungen weckten.
Zusammenarbeit mit Feuerwehren gewürdigt
Bevor Lobmeier und Aulinger nach dem ersten „Gruß aus der Küche“ die Epoche 1973 bis 1989 Revue passieren ließen, priesen beide die hervorragende Zusammenarbeit mit den Feuerwehrkräften im gesamten Landkreisgebiet. Als Zeichen dieser „Hand-in-Hand-Arbeit“, wie Lobmeier es nannte, wurde Kreisbrandrat Hermann Keilhofer mit der goldenen Ehrenplakette des Roten Kreuzes ausgezeichnet.
Bei ihrer Rückschau auf die Gebietsreform im Jahre 1972 erinnerten die beiden Moderatoren an die im selben Jahr im Dezember stattgefundene und von Sepp Niedermayer geleitete außerordentliche Kreisversammlung, bei der 439 stimmberechtigte Mitglieder anwesend waren. Landrat Helmut Feuchtinger wurde damals zum ersten Vorsitzenden gewählt. 29 Jahre später übernahm Heinz Wölfl bis zu seinem Tod im Jahr 2011 das Ruder. Auf ihn folgte Walter Fritz, der im Jahr 2021 von Rita Röhrl abgelöst wurde. Mit einer Gedenkminute wurde an die Kreisgeschäftsführer Harald Hödl, seinen Stellvertreter Gerd Bohatschek, sowie den erst in diesem Jahr verstorbenen Günther Aulinger erinnert. An die bei der Feier anwesenden Witwen wurden jeweils Blumenstöckchen überreicht.
Rasante Entwicklung der Notfallrettung
Zur Freude der beiden Kreisgeschäftsführer waren die damaligen Zeitzeugen und Mitglieder der Gründungsvorstandschaft Herbert Habinger, Hans Bielmeier und Heinz Schmelmer ebenfalls bei der Feier mit dabei.
Untermalt von Bildern gab Lobmeier einige Anekdoten zum Besten, die zeigten, wie rasant sich die Notfallrettung entwickelt hat. So mussten in früheren Zeiten die Ehefrauen der Sankafahrer den Notruf entgegennehmen, wenn ihre Männer im Einsatz waren. Dafür wurden sie monatlich mit 30 Deutschen Mark entschädigt, was ihnen viel zu gering erschien und sie deshalb für ein höheres Salär in einen Streik traten. Der nur von Männern besetzte enge Vorstand lehnte das Begehr jedoch ab.
Das BRK beginnt schnell zu wachsen
Die Gründung zunächst von der Notrufzentrale im Jahr 1975 bis hin zur Inbetriebnahme der Rettungsleitstelle in Straubing führte dazu, dass der Telefondienst der Sanitäter-Gattinnen ohnehin nicht mehr nötig war. Viele Baumaßnahmen fanden während dieser Zeit statt. So wurde im Jahr 1978 in Regen ein neues Rot-Kreuz-Haus errichtet, das zwei Jahre später eingeweiht werden konnte.
Lobmeier und Aulinger erinnerten an verschiedene Fachdienst-Gründungen, wie die des Jugendrotkreuzes, die psycho-soziale-Notfallversorgung, oder des Sozial-psychiatrischen Dienstes.
Grußwort vom neuen Landrat
Dann trat der neu gewählte, aber sich noch nicht im Dienst befindende Landrat und stellvertretende BRK-Kreisvorsitzende Ronny Raith ans Mikrofon, um für den verhinderten ersten Bürgermeister der Stadt Viechtach, Franz Wittmann ein Grußwort zu sprechen. 50 Jahre Dienst am Nächsten bedeuten Hilfe, wenn Menschen in Not sind, sagte Raith und lobte besonders das Ehrenamt beim Roten Kreuz.
Beispielgebend hob Raith Landrätin Rita Röhrl hervor, die vor 30 Jahren vom damaligen stellvertretenden Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Sepp Niedermayer als Mitglied der Kreisvorstandschaft vorgeschlagen wurde. Ungewöhnlich dabei war, dass die als „rote Rita“ bekannte Teisnacher Bürgermeisterin von einem „Schwarzen“ favorisiert wurde, witzelte Raith. Nachträglich zu ihrem 70. Geburtstag überreichte Franz Lobmeier ihr eine Tasche mit allerlei Inhalt für die Küchen- und Gartenarbeit.
„Ihr habt euch den Aufgaben der Zeit gestellt“
Nach dem nächsten Gang galt es, auf die Zeit ab 1993 zurückzublicken. Herausragend dabei waren der Umzug ins neue Einsatz- und Pflegezentrum in Viechtach, der Neubau des Katastrophenschutzgebäudes in Regen sowie der Aufbau eines Betreuten Fahrdienstes, der inzwischen jährlich 1500 Patiententransporte durchführt. Lobmeier und Aulinger erwähnten den Neubau des Pflegeheimes und des Betreuten Wohnens in Viechtach und blickten auf die schwierige Zeit während der Corona-Pandemie zurück.
Vorm Hauptspeisengang war die Zeit der Grußworte. „Ihr habt euch den Aufgaben der Zeit gestellt“, sagte MdB Alois Rainer und überbrachte die Grüße der Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, die bekanntermaßen seine Schwester ist. Der neu gewählte Landtagsabgeordnete Stefan Ebner dankte für fünf Jahrzehnte Engagement, Fürsorge und Menschlichkeit, das von den Frauen und Männern des Roten Kreuzes für die allgemeine Gesellschaft erbracht wurde.
Rotes Kreuz in fast jeder Gemeinde vertreten
Eine Aufzählung der verschiedenen Einrichtungen und Dienste des BRK-Kreisverbandes in den jeweiligen Gemeinden des Landkreises waren der nächste Programmpunkt. In nahezu jeder Kommune des Landkreises ist das Rote Kreuz in irgendeiner Form vertreten, wofür den jeweils anwesenden Bürgermeistern oder deren Stellvertretern gedankt wurde. „Wir sind da, wenn man uns braucht“, schloss Lobmeier die von ihm als „Reise durch den Landkreis“ betitelte Aufzählung.
Stehend applaudierten die Gäste danach dem Küchenteam vom Seniorenheim Zellertal, unter der Leitung von Alexandra Geiger, das trotz der großen Herausforderung wegen eines Ausfalls der Gasversorgung in der Stadthallenküche, die Hauptspeisen heiß servieren konnten.
Auch dem Serviceteam, bestehend aus BRK-Azubis, die Lobmeier kurz vor Ende der Veranstaltung namentlich vorstellte, wurde mit Standing Ovation gedankt. Mit dem Run aufs Nachspeisenbuffet endete der offizielle Teil einer gelungenen Veranstaltung für dessen Hauptvorbereitung Andrea Brunnbauer von der Kreisgeschäftsstelle Regen verantwortlich war.