Wer hilft, kann nichts falsch machen
Notfallsanitäter macht Ersthelfern Mut: „Wer hilft, kann nichts falsch machen“
Nicht wegschauen – das ist das wichtigste Gebot, wenn Hilfe nötig ist. Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt, erweist sich in der Praxis als echte Herausforderung. Denn viele Menschen, die als unausgebildete Ersthelfer zu einem Unfall hinzukommen, sind mit der Situation oftmals schlichtweg überfordert.
Stefan Pledl, Teamleiter der Helfer vor Ort (HvO) Bodenmais, hat Verständnis dafür, wenn Laien extrem aufgeregt an Unfallstellen agieren. Doch der Notfallsanitäter möchte die Angst nehmen: „Wer hilft, kann nichts falsch machen. Falsch ist es nur, nicht zu helfen.“ Im Gespräch mit dem Viechtacher Bayerwald-Boten gibt er deshalb Tipps, wie man sich als Ersthelfer bei Notfällen richtig verhält.
Einen generellen Leitfaden gibt es dafür nicht, betont Stefan Pledl. Entscheidungen müssten in der Regel situativ getroffen werden. Dennoch gibt es auch Grundsätzliches, das zu beachten ist. Vorne dran: „Eigenschutz geht vor Fremdschutz!“ Der HvO-Teamleiter erklärt: „Wenn man sich selbst verletzt, kann man niemandem mehr helfen.“ Deshalb muss zunächst bei Verkehrsunfällen die Unfallstelle abgesichert werden. Sprich: Warnblinker anschalten, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen. Zudem betont Stefan Pledl: „Niemand muss sich selbst in Gefahr begeben.“
Als Nächstes gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen und den Notruf 112 zu wählen. Auch hier kann der Notfallsanitäter beruhigen: „In der Integrierten Leitstelle sitzt gut geschultes Personal.“ Dieses weiß, dass der Anrufer meist nervös ist und führt den Ersthelfer durch die fünf Ws – Wo ist das Ereignis? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Betroffene? Warten auf Rückfragen! Weiter empfiehlt Stefan Pledl, sich Unterstützung zu suchen durch weitere zur Unfallstelle kommende Verkehrsteilnehmer. Da die Situation stressgeladen ist, sollte man „schauen, dass man nicht alleine ist“. Es sei keine Schande, überfordert zu sein.
Bei der Ersten Hilfe sei es vor allem wichtig, für die Patienten da zu sein und diese zu beruhigen. Was nicht unbedingt sein muss, soll man den professionellen Rettungskräften überlassen. Sprich: Erfordert es die Situation nicht, verletzte Personen sofort aus dem Fahrzeug zu holen, soll man sie drin lassen. „Nicht übereifrig sein“, rät der Notfallsanitäter, da innere Verletzungen vorhanden sein können, bei denen Vorsicht geboten ist. Er empfiehlt zudem eine regelmäßige Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses, zirka alle fünf Jahre.
Zusammenfassend sagt Stefan Pledl: „Jede Person kann gemäß ihren Fähigkeiten helfen.“ Er könne verstehen, dass, wenn jemand kein Blut sehen kann, man sich nicht nah an die Unfallstelle rantraut. Das Mindeste ist es aber, den Notruf zu alarmieren.
Eine Situation, die den meisten Verkehrsteilnehmern bekannt sein dürfte, sind sich nahende Einsatzfahrzeuge. Auch hier hat der HvO-Teamleiter, der selbst oft auf Einsatzfahrt ist, Tipps: Ist ein Platzmachen nicht möglich, soll man zügig weiterfahren, nicht bremsen. Bei der nächsten Gelegenheit dann rechts ranfahren. Keinesfalls in Kurven anhalten, um Einsatzfahrzeuge vorbeizulassen. Sollte man geblitzt werden, könne man ein Bußgeld mit einer guten Begründung abwenden. Rote Ampeln dürfe man vorsichtig überfahren, natürlich ohne dabei andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden.
HELFER VOR ORT
Die Helfer vor Ort sind eine ehrenamtliche Organisation, in der ausgebildete Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder des Rettungsdienstes überbrücken. Im Landkreis Regen gibt es vier Standorte: Arnbruck, Bodenmais, Ruhmannsfelden und seit kurzem Kirchberg. Wie Stefan Pledl betont, sind die Helfer vor Ort zu Hundert Prozent auf Spenden angewiesen, da die Organisation nicht im Rettungsdienstgesetz verankert ist. „Wir sind um jeden Cent dankbar“, sagt Stefan Pledl, der hauptamtlich die Rettungswache in Bodenmais leitet, und als HvO auch in seiner Freizeit als Sanitäter im Einsatz ist. „Da braucht man Idealismus“, berichtet er lachend.